Bis zu 20 % der erwachsenen Bevölkerung nehmen mehr oder weniger regelmässig Präparate gegen Blähungen ein. Blähungen sind also eine echte "Volkskrankheit". Typisch sind ein aufgeblähter Bauch, Völlegefühl, schmerzhaftes Spannungsgefühl und gelegentlich auch Aufstossen und Krämpfe.
Blähungen sind oft nicht nur unangenehm für den Betroffenen sondern auch für seine Mitmenschen. Und wenn die Luft geräuschvoll entweicht, bringt dies zwar Erleichterung aber unter Umständen auch eine peinliche Situation.
Wenn Sie öfter unter Blähungen leiden, sollten Sie versuchen, den Auslöser Ihrer Beschwerden herauszufinden. Sind ballaststoffreiche Gemüse, Vollkornprodukte, fettige und süsse Speisen, kohlensäurehaltige Getränke oder aber eher psychische Faktoren wie Stress oder Angst für Ihre Blähungen verantwortlich. Da dies nicht ganz einfach ist, finden Sie hier ein Ernährungstagebuch, mit dem Sie leichter herausfinden können, welche Lebensmittel Ihre Beschwerden auslösen.
Wie Sie dabei vorgehen, soll am Beispiel der Laktoseintoleranz gezeigt werden.
Der in der Milch enthaltene Milchzucker (Laktose) wird durch das Enzym Laktase in Glucose und Galaktose gespalten. Diese werden aus dem Dünndarm aufgenommen.
Bei zu geringer Laktaseaktivität wird der Milchzucker im Dünndarm nicht gespalten sondern im Dickdarm von Darmbakterien vergoren. Dabei entstehen Gase , die Blähungen verursachen. Ausserdem entsteht Milchsäure, die Durchfall hervorrufen kann.
Ähnliche Symptome kommen bei einer Fruchtzuckerunverträglichkeit (Fructoseintoleranz) vor. Da mehr als 50% der Personen mit Laktoseintoleranz auch Fructose nicht vertragen, sollten Sie bei Lactoseintoleranz prüfen, ob Sie auch Fruchtzucker oder sogenannte FODMAPs schlecht vertragen.
Eine korrekte Diagnose vermeidet längerfristige Probleme
Neben Durchfall, Bauchschmerzen und Blähungen können Kopfschmerzen, Müdigkeit, Nervosität, Schwindelgefühl oder depressive Verstimmungen auftreten. Mit einer Wasserstoff-Atemanalyse (H2-Atemtest) kann der Gastroenterologe feststellen, ob eine Milchzuckerunverträglichkeit vorliegt. Sinnvoll ist auch eine Eliminationsdiät. Dabei werden mehrere Tage lang möglichst alle laktosehaltigen Nahrungsmittel und Getränke gemieden, vor allem Milch, Rahm und „versteckte“ Laktose (viele Fertigprodukte wie z.B. Brote, Wurstwaren, Speiseeis und Schokolade enthalten Milchzucker oder Milchbestandteile). Treten in dieser Zeit keine Symptome mehr auf, ist eine Laktoseintoleranz wahrscheinlich. Alternativ kann man auf nüchternen Magen ein Glas Milch trinken. Wenn innerhalb von ca. zwei Stunden Beschwerden auftreten, so ist eine Laktoseintoleranz wahrscheinlich.
Therapie der Milchzuckerunverträglichkeit
Die beste Therapie ist es, die Ernährung auf eine milchzuckerarme Kost umzustellen. Es gibt heute Milchersatzgetränke wie Sojamilch oder laktosereduzierte Milchprodukte. Die meisten Betroffenen vertragen kleinere Mengen an Laktose (bis zu 10 Gramm pro Tag), so dass Produkte mit geringerem Milchzuckergehalt gegessen werden können. Da Milchprodukte sehr viel Kalzium liefern, sollte auf Milchprodukte mit geringem Laktosegehalt wie Weich- und Hartkäse oder „laktosefreie“ Milch nicht verzichtet werden. Die fehlende Laktase kann auch als Kapseln oder Tabletten zugeführt werden. So können auch Milchprodukte mit höherem Milchzuckergehalt genossen werden.
Den Laktosegehalt verschiedener Nahrungsmittel finden Sie unter Laktosegehalte von Lebensmitteln
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